Donnerstag, 2. August 2012
Freiheit
Freiheit als willkommene Worthülse


Es gibt Regierungen, Parteien, Organisationen und Repräsentanten, die den Begriff „Freiheit“ wie ein Banner vor sich hertragen, ohne jedoch zu definieren, was sie eigentlich darunter verstehen. Das ist geschickt aber unehrlich.
Geschickt, weil so jeder der von ihnen die Worthülse „Freiheit“ vernimmt, meint, dass sie das Gleiche darunter verstehen, was er selbst unter Freiheit versteht. Unehrlich, weil so im Verborgenen bleibt, was derjenige, der von Freiheit spricht, selbst darunter versteht.
Ich habe lange darüber nachgedacht, wer alles sich dieser Worthülse „Freiheit“ bedient, und aus welchem Beweggrund. Aus Erfahrung, Beobachtung und Analyse komme ich zu folgender Erkenntnis…

Was könnte ein Priester darunter verstehen? Sicher in erster Linie die Machterhaltung seiner Kirche, Sekte, Glaubendgemeinschaft. Auch er benutzt den Freiheitsbegriff nur als Worthülse, in der jeder der das hört, seinen ganz persönlichen Freiheitswunsch unterbringen kann.

Was könnten Banker, Manager, Betrüger darunter verstehen? Handlungsfreiheit für sie, in jeder Hinsicht. Freiheit andere zu übervorteilen, zu betrügen, zu bestechen, zu kaufen > die eigenen Interessen skrupellos durchzusetzen.

Was könnte ein Politiker darunter verstehen? Gewissensfreiheit, oder besser, die Befreiung von Gewissen und Moral, seinen Wählern vor der Wahl zu versprechen was sie hören möchten, um das nach der Wahl sanktionsfrei zu vergessen. Freiheit, selbst über die Höhe seiner Diäten zu bestimmen. Freiheit Reden zu halten, die nur dem einen Zweck dienen, Menschen in seinem Interesse zu beeinflussen.

Was könnten manche Jugendliche der heutigen Generation darunter vestehen? Die Befreiung von allen Zwängen der Moral, von der Pflicht zu Achtung des Anderen, von der Pflicht zur Einhaltung ihnen unbequemer Vorschriften.

Der Begriff„Freiheit“ ist also nicht a priori definiert, sondern ein deutbarer Begriff der als Worthülse all die verschiedenen Vorstellungen von Freiheit aufnehmen kann, ohne dass daraus irgendeine verpflichtende Schlussfolgerung entsteht.

Zu welchen Ergebnissen führt das?
Zu gesellschaftlichen Verhältnissen wie wir sie heute vor allem in den westlichen Demokratien vorfinden. Zu Ungleichheit bei den Vermögen. Zu Ungleichheit bei den Bildungschancen. Zu Ungleichheit bei den Verdienstchancen; also zu umfassender Ungleichheit in einer Gesellschaft die sich zwar Demokratie nennt, deren Grundlage aber die Duldung, und damit die Förderung skrupellosen Besitzstrebens, Gewinnsucht, Übervorteilung, Bestechung und Manipulation der Massen ist.

Es ist die Gesellschaft des Raubvogelkapitalismusses, die sich in der Phase der Dekadenz befindet.



Dabei haben wir durchaus unsere eigene Freiheit.
Wie können wir diese erreichen?

Dazu müssen wir uns erst einmal von allen fremden Einflüssen befreien. Das ist schwer, erfordert sich loszusagen von bequemen Gewohnheiten, dem geistlosen Nachreden von Vorgesagtem, dem Staren und Sternchen kreischend zujubeln, ohne eigene Leistung erbringen zu müssen.

Nur dann kommen wir in die Lage die wahren Freiheiten zu gewinnen:

- Selbst zu denken und danach zu handeln.
- Nur zur Wahl zu gehen, wenn wir darin noch einen Sinn erkennen.
- Politikergeschwätz nicht zur Kenntnis zu nehmen.
- Uns dort zu informieren, wo Wahrheit zu finden ist.
- Mord- und Totschlagfilme nicht anzuschauen.
- alle Werbesendungen zu ignorieren.
- Musik, die nur noch Lärm und Geschrei bietet abzuschalten.
- Uns wie Menschen zu benehmen.

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Brecht soll mal sinngemäß gesagt haben, es sei immer dann Vorsicht angebracht, wenn der Begriff Freiheit in einer Gesellschaft zu arg strapaziert wird, es möge ihr wohl gerade dann daran fehlen.

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